Im Westernlock zum Blutspenden
Cowboys, Indianer und Countrymusik: Blutspenden einmal anders
Der Duft von Spareribs und Baked Beans hängt in der Luft. Auf einem Strohbund am Lagerfeuer sitzt ein Mann mit Cowboyhut und Gitarre und gibt gekonnt seine Version von „Knocking on Heaven‘s Door“ und „Countryroads“ zum Besten. Nein, an einen Blutspendetermin erinnert kaum etwas an diesem Abend am Quickborner Gasthaus „Jägerhof“. Wenn nicht die Cowboys und Cowgirls und auch die vereinzelten Indianer grüne und blaue Stretch-Bänder um die Ellenbogenbeuge geschnürt hätten, um das kleine Loch zu verschließen, das die Blutspendenadel dort interlassen hat. Es ist eine Blutspende im Western-Style, mit Cowboyhüten und Karohemden statt der DRK-Uniform, und mit einem Barbecue statt des normalen Imbiss aus Schnittchen und Frikadellen. Die Idee zu dem ungewöhnlichen Blutspendetermin hatte Marita Oetgen, die Vorsitzende des Quickborner DRK-Ortsvereins. Im Cowgirl-Outfit wuselt sie zwischen dem Spendebereich im Inneren des „Jägerhofs“ und dem Barbecue im Biergarten hin und her, spricht mit den Spendern und zählt die Kostümierten. Denn es geht nicht nur darum, im Westernlook zur Blutspende zu kommen, sondern auch um eine Wette. Der Sportverein aus Gusborn tritt gegen die Quickborner Sportschützen an. „Wer mehr kostümierte Blutspender stellt, bekommt einen Preis“, sagt Oetgen und lacht. „Das spornt an, keiner will verlieren, schon gar nicht gegen den Konkurrenzverein“, verrät die Quickborner DRK-Chefin. „Man muss sich was einfallen lassen, wenn an die Leute zum Blutspenden animieren will“, weiß sie. Vor allem, wenn im TV die Fußballweltmeisterschaft läuft.
Einmal hatte dieses Konzept bereits funktioniert. Im Oktober waren die Feuerwehren aus Gusborn und Quickborn im Blutspendewettstreit angetreten – in Uniform. Damals hatte Gusborn die Nase vorn gehabt, und der DRK-Ortsverein verzeichnete so viele Spender wie selten. „Normal sind 50, im Oktober waren es mehr“, sagt Oetgen. Und auch an diesem sonnigen Fußballweltmeister-schaftsabend geht der Plan auf. Es kommen 66 Blutspender und 5 Erstspender, wohl auch wegen des Barbecues, der musikalischen Untermalung und der Chance, eine Wette gegen den Nachbarverein zu gewinnen. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, freut sich Oetgen Beim DRK-Kreisverband ist man von dem bunten Treiben in Quickborn ausgesprochen angetan. „Was hier passiert, ist toll“, sagt Britta Arndt, die Ehrenamtskoordinatorin beim DRK-Kreisverband. Man würde sich wünschen, dass dieses Beispiel Schule macht, sagt sie. „Blutspenden als Event, um die Menschen dafür zu begeistern, zu motivieren, Blut zu spenden und damit Leben zu retten“, hofft Arndt auf Nachahmer. Anna-Julia Koch ist so ein Mensch. Die junge Frau ist an diesem Tag zum ersten Mal Blutspenden, standesgemäß im Cowgirl-Look und fest entschlossen, sich für die gute Sache piksen zu lassen. „Aber nur, weil ich nicht allein gehen muss, sondern Leute aus meinem Verein mit dabei habe“, sagt die Spielerin der SV Gusborn-Damenfußball-Mannschaft. Und so hält ihr ihre Freundin und Mannschaftskameradin Christin Timme auch die Hand, als ihr zum ersten Mal die Nadel in die Vene gestochen wird, um die 500 Milliliter Blut abzuzapfen.
Anna-Julia lächelt tapfer. Solcherlei Extra-Motivation braucht Theodor Kroog aus Gorleben nicht. Schon 236-mal ließ er sich anzapfen, alle acht Wochen, immer dort, wo gerade ein Blutspendetermin stattfindet. „Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt er.
Auch ohne Barbecue und Wetteinsatz. Auch wenn es natürlich so wie in Quickborn, mit Musik und Gegrilltem, schon etwas Besonderes sei. Die Wette gewinnt an diesem Abend der Sportverein Gusborn. 16 Mitglieder waren kostümiert zur Blutspende erschienen.
Doch richtige Verlierer gibt es bei der Blutspende natürlich nicht: Einen Geldpreis bekommen beide Gruppen, und dazu jeweils zwei Flaschen „Feuerwasser“, lächelt Marita Oetgen. Getrunken werden die an diesem lauen Sommerabend natürlich nicht. Denn Blutspenden und Alkohol trinken – das verträgt sich nun einmal überhaupt nicht. Auch nicht in WM-Zeiten.
Text und Bild: R. Groß, EJZ, Verlag Köhring Co. KG