Mehr Know-how für den Notfall
Auch beim DRK-Kreisverband ersetzt der Notfallsanitäter wohl in einigen Jahren den Rettungsassistenten

Besser qualifiziertes Personal: Wenn es um diesen Aspekt geht, freut sich Matthias Hanelt, der Geschäftsführer des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), über ein neues Gesetz. Es ist das Notfallsanitätergesetz, das seit dem 1. Januar dieses Jahres bundesweit gilt. Bisher gab es den Rettungssanitäter und den -assistenten. Künftig wird das Berufsbild des Notfallsanitäters das Rettungswesen modernisieren, voraussichtlich wird der Beruf des Rettungsassistenten durch den Notfallsanitäter ersetzt.
„Das heißt aber auch, dass die bisher zweijährige Ausbildung drei Jahre dauert“, erklärt Hanelt. So werde das Personal noch besser qualifiziert – „obwohl es jetzt auch schon sehr gut qualifiziert ist“. Und das sei nötig, meint Hanelt, gerade in einem Landkreis wie Lüchow-Dannenberg, und geht auf das Stichwort „Landrettung“ ein: „Wenn ein Notfalleinsatz in Schnackenburg oder Clenze ist, dann braucht der Notarzt auch schon mal 20 Minuten. Bis dahin müssen die Sanitäter und Rettungsassistenten den Patienten allein versorgen.“
Ein Notfallsanitäter könnte selbstständig noch mehr lebensrettende Maßnahmen einleiten, Zugänge legen zum Beispiel, Schmerzpatienten effizienter behandeln. Der Bedarfsplan des Rettungsdienstes sieht für den gesamten Kreis Lüchow-Dannenberg einen Notarztwagen vor, erläutert Karl-Christian Schlenker, der Fachdienstleiter Ordnung des Landkreises. Der sei rund um die Uhr mit einem Notarzt, den die Dannenberger Klinik bereitstellt, besetzt. In Randbezirken versuche man, den Notarzt aus Salzwedel – beispielsweise bei einem Einsatz im Südkreis – oder den Hubschrauber aus Perleberg – zum Beispiel für Schnackenburg – zu bekommen. „Das geht aber nur, wenn die auch verfügbar sind und freigegeben werden“, schränkt Schlenker ein.
Im Zweifelsfall müsse doch der Notarztwagen aus Dannenberg kommen – und das sind nach Schnackenburg schon mal 30 Kilometer. Notfallsanitäter, die beispielsweise in Gorleben stationiert wären, könnten den Einsatzort deutlich früher erreichen und mit mehr Know-how als bisher im Notfall handeln, bis der Notarzt eintrifft. Doch genau das sieht Hanelt nicht nur positiv: „Ich finde es bedenklich, dass dann immer mehr Verantwortung und ärztliche Versorgung auf das übrige Personal abgeleitet wird.“ Eine Sicht des Arbeitgebers, die nicht alle Angestellten teilen. „Aber das ist natürlich ein kontrovers diskutiertes Thema.
“Die Umstellung betreffe auch das bestehende Personal“, erklärt Malte Steffens, einer der drei Lehrrettungsassistenten beim DRK. „Die Lehrrettungsassistenten, die die Auszubildenden betreuen, müssen sich erst einmal weiterbilden.“ Assistenten, die mehr als fünf Jahre Berufserfahrung haben, machen einen Lehrgang mit Ergänzungsprüfung. Solche mit bis zu fünf Jahren – Stichtag ist der 1. Januar 2014 – und jene, die noch in der Ausbildung sind, müssen vermutlich noch einmal die Schulbank drücken, sagt Steffens, der sich ausgiebig mit dem neuen Berufsbild beschäftigt hat. Bis zu 960 Stunden könnten auf den einen oder die andere zukommen. Wer seinen Arbeitsplatz im Rettungswagen sichern will, sei mehr oder weniger gezwungen, diese Zusatzqualifikation zu machen, erklärt Steffens. Denn es werde sicher so kommen, dass die Wagen dann mit mindestens einem Notfallsanitäter besetzt werden. Ab kommendem Jahr wird die
Rettungsschule in Goslar wahrscheinlich den Ausbildungsgang Rettungsassistent für Neueinsteiger nicht mehr anbieten, vermutet Steffens. Hanelt und Steffens weisen allerdings darauf hin, dass das Konzept Notfallsanitäter noch nicht zu Ende gedacht sei. „Noch ist nicht klar, wie der Beruf vergütet wird“, bemängelt Hanelt, der allerdings davon ausgeht, dass am Ende mehr Geld gezahlt werde. Da auch die Rettungsschule in Goslar erst noch eigenes Personal schulen müsse, gehen Geschäftsführer Matthias Hanelt und Malte Steffens davon aus, dass frühestens Ende 2014 oder Anfang 2015 auch der Lüchow- Dannenberger DRK-Kreisverband den Ausbildungsgang zum Notfallsanitäter anbieten kann.
Text: Elbe-Jeetzel-Zeitung, Verlag Köring